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Warum tut diese Mutter so komisch!?!

Über meine und deine Grenzen zwischen Eltern und Kindern am Spielplatz.

Wir sind am Spielplatz – ich und meine Tochter. Es ist ein toller Abenteuerspielplatz. Viel zu klettern, Seile, Netze. Und eine Plattform. Die will meine Tochter unbedingt erreichen. Aber der Zugang verlangt längere Beine. Sie kommt von allein noch nicht hinauf. Sie beobachtet, wie andere Eltern ihren Kindern hoch helfen. Mama, heb mich auch!Nein, ich will nicht, dass sie etwas tut, wofür ihre Größe noch nicht geeignet ist. Aber die anderen dürfen doch auch! Ich weiß, aber es gibt vieles, das für dich passt. Ich will aber da rauf! Sie probiert wieder und wieder. Wird sauer, weil ich nicht wie die anderen Eltern helfe. Ich spüre die Blicke anderer Mütter im Rücken – denn meine Tochter macht ein ziemliches Tamtam. Warum tut diese Mutter so komisch?! – glaube ich die uns Beobachtenden zu denken hören. Das schwächt mich. Meine Tochter spürt das und macht noch mehr Aufsehen um ihren Wunsch. Irgendwann verlasse ich mit einem lautstark wütenden Kind den Spielplatz. Erst als wir uns entfernt haben, komme ich wieder in meine Kraft. Spüre für mich richtig gehandelt zu haben. Darüber bin ich froh, denn irgendwann wird meine Tochter in die Pubertät kommen. Als Teenager wird sie sich noch mehr auflehnen müssen, um zu ihrer eigenen Persönlichkeit weiter heranzureifen. Und dann wird es hilfreich sein, dass sie weiß, ihre Mutter setzt grenzen. Jammern ist okay, aber es ändert nichts an einem Nein. Auch wenn alle anderen Freundinnen etwas dürfen – was ja meistens nicht der Fall ist, aber die Argumente werden so lauten.

 

Warum ich meine Tochter nicht auf diese Plattform gehoben habe, habe ich dann auch in Ruhe nochmals für mich reflektiert. Als sie viel kleiner war, habe ich es auch getan. Weil es die meisten tun. Weil es meine Mutter tat – und ich mir immer wieder anhören konnte, dass es die Oma aber macht. Damals hatte ich mich noch wenig mit Piklerpädagogik beschäftigt hatte. Außerdem weiß ich mittlerweile: Es gibt einen Sinn, warum manches für eine gewisse Körpergröße nicht zugänglich gemacht wurde. Das habe ich erlebt, als ich sie vor 3 Jahren noch am Spielplatz gehoben und geschoben habe – und sie dann in die Tiefe fiel und wir einen Tag zur Beobachtung im Spital verbracht haben.

Es gibt noch andere Gründe: Weil ich will, dass sie Dinge aus eigenem Können erreicht und dann stolz ist. Und damit sie erfährt, dass sie für manches noch größer und älter werden muss. Aber eigentlich ist das egal – ich merke, irgendwie möchte ich mich manchmal vor anderen Eltern rechtfertigen, um nicht wie einer Verrückte dazustehen. Aber vielleicht habe ich mir die Blicke der anderen ja nur eingebildet. Und wenn nicht: ich bin froh, meine Grenzen zu kennen und diese zu wahren. So sehr es meine Tochter wurmt, so sehr gibt es ihr Sicherheit. Das weiß ich. Es ist gut eine standfeste Mutter zu haben, auch wenn es nervt. Eine gute Vorbereitung für uns beide auf die Teenagerzeit. 

 

Liebe Spielplatzgrüße,

Sigrid

 

PS: Wenn es dir schwer fällt dich durchzusetzen, dann könnte dich das Seminar am 30.3. interessieren.

 

PPS: Infos zu Pikler-Spielräumen in Linz findest du unter anderem bei meine Kollegin Ruth Kleinfelder hier.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Alexandra (Freitag, 22 März 2019 14:05)

    Liebe Sigrid.
    Solche Situationen kenne ich nur zu gut. Du hast für dich richtig gehandelt und dass ist die einzige Person die zählt. Schlimm finde ich es immer wenn sich andere Eltern dann auch noch einmischen wollen oder einfach helfen, obwohl man das selbst ja gar nicht möchte!

    Liebe Grüße aus Wien von uns Vieren �

  • #2

    Sigrid (Sonntag, 24 März 2019 18:48)

    Liebe Alexandra!
    Danke für deine Worte. Ja, es ist wirklich unangenehm, wenn andere sich ungefragt einmischen. Ich hatte das Gefühl, dass das noch mehr passiert ist, als meine Tochter ins Baby war. Irgendwie fühlen sich schnell viele Menschen zuständig.
    Alles Liebe,
    Sigrid