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Inneres Chaos und emotionaler Winter

Bei uns liegt heute tatsächlich 5 cm Schnee. Auch auf dem armen Zitronenbäumchen. Das Wetter ist verwirrend. Die Regeln der Coronazeit sind verwirrend. Ich fühle mich weiterhin gezwungen, still zu halten. Zu warten. Wenn du dich auch so fühlst, dann befindest du dich emotional im Winter. 

 

Je länger ein emotionaler Winter, desto mühsamer.

 

Vor einigen Tagen hatte ich seit langem mal wieder eine schlaflose Nacht – diese sind zum Glück nur noch sehr selten. Da fiel mir ein Hörbuch zu. Von Sehnsucht, Träumen und dem großen Glück. Die einleitende Musik hat mich sofort entspannt. Und dann kam die erste Geschichte.

 

Fluch und Gnade der Erinnerung von Paulo Coelho 

 

Ein alter chinesischer Weiser wanderte über ein schneebedecktes Feld, als er auf eine weinende Frau traf.

"Warum weinst du?" fragte er.

"Weil ich über mein Leben, meine Jugend, meine Schönheit, die ich im Spiegel sah, und die Männer, die ich geliebt habe, nachdenke. Gott ist grausam, der mir die Fähigkeit zu erinnern gegeben hat. Er wußte, daß ich mich an den Frühling meines Lebens erinnern und weinen würde." 

Der Weise stand auf dem schneebedeckten Feld und starrte auf einen festen Punkt. Irgendwann hörte die Frau auf zu weinen.

"Was siehst du dort?" fragte sie.

"Ein Feld voller Rosen", antwortete der Weise. "Gott war großzügig, als er mir die Fähigkeit zu erinnern gab. Er wußte, daß ich mich im Winter immer an den Frühling erinnern - und dann lächeln könnte." 

 

Wenn wir uns im Winter befinden, haben wir immer die Wahl darüber traurig oder wütend zu sein, was nicht mehr so ist wie früher. Oder wir können dankbar sein, dass wir so viele schöne Momente erleben durften.

 

Ich bin dankbar für meinen Mut, so vieles auszuprobieren. 

Ich habe mich mit vollem Herzen auf Beziehungen eingelassen.

Ich bin gereist.

Ich habe so viele beruflichen Aufgaben ausprobiert.

Ich habe so wunderbare Momente mit Menschen erleben dürfen.

Ich habe beendet, was beendet gehört hat.

Ich bin immer wieder aufgestanden.

 

Im emotionalen Winter haben wir nicht die Kraft, große Schritte zu machen.

 

Es wäre auch nicht zielführend. Zu schnell würden wir uns verausgaben. Zu rutschig ist der Untergrund, zu unsicher unsere Schritte. Für mich besser:

 

Ich schaffe mir kleine Wohlfühloasen. So wie ich im klimatischen Winter gern in die Therme oder Sauna gehe.

 

Jeden Abend zünde ich im Bad eine Kerze an.

Ich habe neues, wunderschönes Bettzeug, auf das ich mich jeden Abend freue.

Auf der Hundewiese genieße ich alte und neue Bekanntschaften.

Hin und wieder bestellen wir uns als Familie ein gutes Essen und zelebrieren es daheim.

Sobald die Sonne scheint, setze ich mich auf die Terrasse.

Ich lese inspirierende Bücher – mein letztes Die Safranfrau und jetzt Das Geräusch des Lichts.

Wir als Familie haben die Gesellschaftsspiele aufs Neue für uns entdeckt.

 

Das ist schon sehr viel. 

 

Ich wünsche dir, dass Rosenfelder in deinem Leben erblühen. Bis es soweit ist, wünsche ich dir, dass du dich selbst mit einzelnen Rosen beschenkst. Denn du bist Schöpferin deiner Wirklichkeit.

 

Von Herzen,

Sigrid 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Bettina Stephanie (Donnerstag, 08 April 2021 15:13)

    Danke für die poetischen und nahbaren Gedanken, die mich beflügeln.

  • #2

    Sigrid (Donnerstag, 08 April 2021 16:10)

    Danke für dein Lesen und Anteilnehmen, liebe Bettina!

  • #3

    Maria Krieger (Donnerstag, 08 April 2021 18:00)

    Toller Text, Sigrid. Ist grad total stimmig! LG Maria

  • #4

    Sigrid (Freitag, 09 April 2021 11:56)

    Liebe Maria, freut mich sehr, dass ich dich berührt habe!