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Kannst du dich erinnern...

... wer du warst, bevor die Welt dir erzählt hat, wer du sein solltest? Für alle, die gerade so müde sind. Für alle, die gerade nicht weiterwissen. Für alle, die Angst haben. Für alle, die sich verletzlich fühlen. Für alle, die sich nach Veränderung sehnen. Für dich, wenn dich diese Zeilen hier gefunden haben.

 

"Ich habe der Gefühl, innerlich zu sterben. Ich gehe zu Ende. Mein altes Ich geht zu Ende. Mein Herz ist oft schwer. Abschiedsschwer. Ich habe oft wenig Kraft. Ich bin unsicher, fühle mich verunsichert. Weil das Neue noch ich da ist. Weil ich nicht weiß, was das Neue ist. Ich habe das Gefühl, meine alte Schale platzt auf. Was herauskommt, ist leuchtend. Doch der Geburtsprozess ist anstrengend. Ich bin oft nicht gut geredet. Ich fühle mich angreifbar und verletzlich. Wieder ein Rehkitz, das noch unbeholfen auf zu langen Beinen umherstakst. Ich habe das Gefühl, ich muss mich vor jenen schützen, die nur darauf warten, mich fallen zu sehen. Und dann sind da Menschen, die mich tragen. Da ist so unendlich viel Traurigkeit, weil etwas zu Ende geht. Weil sich ein Tor schließt. Noch bin ich zu müde, um neugierig zu sein, was das Durchschreiten des neuen Tors bringen wird. Kann nicht alles so bleiben, wie es ist? Zumindest noch ein Weile? Nein. Es ist Zeit zu sterben, um neu geboren zu werden." Diese Zeilen habe ich in meinem Achtsamkeitsbuch des letzten Jahres entdeckt. Geschrieben Anfang Oktober. Wie immer nutze ich die Zeit des Jahreswechsels für Reflexion. Weil ich vor Jahren beschlossen habe, mich statt im Kreis in einer Aufwärtspirale zu bewegen.

 

Die vergangenen Jahre waren sehr anstrengend und sehr heilsam. Nicht erst seit 2020. Mein Wandel hat 2016 mit meinem ersten Sternenkind begonnen. Die Zeit hat mir viel Kraft abverlangt. Erst rückblickend wird mir das bewusst. Rückblickend hat es 5 Jahre gedauert, um wieder in meine Kraft zu finden. Besonders körperlich. Mein Körper hat mir immer wieder aufgezeigt, wie viel Ruhe und Rückzug ich noch gebraucht habe. Vielleicht hat er ja meine Seele dadurch auf seine Art und Weise auch geschützt.

 

Warum ich diese Zeilen schreibe? Weil viele von uns mit sich selbst und mit anderen viel zu ungeduldig sind.

 

Veränderung braucht so lange sie braucht. Im Idealfall bringt sie mich mir selbst ein Stück näher.

Und ich lasse mich auf mich selbst ein.

Auf das, was ich WIRKLICH brauche.

Auf das, wonach im mich WIRKLICH sehne.

Auf das, was WIRKLICH meins und mein Weg ist. 

 

Wie finde ich das heraus? Wie erinnere ich mich daran, wer ich war, bevor mir die Welt erzählt hat, wer ich sein sollte? Für mich haben sich diese Phasen herauskristallisiert:

 

* Weniger von dem Tun, was mich unzufrieden, vielleicht sogar unglücklich macht, was mit Energie und Kraft nimmt.

Machen mich Aufgaben und Menschen immer nur müde und kraftlos, reduziere ich meine Zeit in dem Bereich. Dadurch wird automatisch Raum für:

 

* Mehr von dem Tun, was mir Freude macht, was mich glücklich macht, was mich nährt und mir Energie und Kraft gibt.

Habe ich nach einer Tätigkeit das Gefühl, dass diese Aufgabe meine Lebenszeit und meinen Energieaufwand wert war, fühle ich mich zufrieden, auch wenn es anstrengend war. Durch diese Zufriedenheit bin ich genährt. Freue mich mich beim Abschied von Menschen schon auf ein Wiedersehen, ist auch das mein Zeichen, dass diese Begegnung mich stärkt. (Anmerkung: Ich bin sehr sensibel und für mich gilt es zu unterscheiden, ob mich das Zusammensein mit diesem Menschen müde macht oder ob einfach die Dauer und Intensität zu viel war. Das hat bei mir einfach damit zu tun, dass ich mehr Ruhe und Rückzug brauche und auch mag als so manche anderen Menschen. Die Dosis der Begegnungen kann ich durch Grenzen selbst steuern und mich verabschieden, wenn es für heute genug ist.)

 

* Sterben lassen, was ich nicht bin, was ich dachte zu sein, was mir beigebracht worden war, was und wir ich sein sollte.

Das ist wohl der bedeutendste, wichtigste und mutigste Schritt auf dem Weg zu mir selbst. Meine Anfangszeilen stammen aus dieser Phase. Sie sind voll Fragen, Unsicherheit, Anstrengung. Es ist die Zeit des Einweihungsprozesses in die Leben/Tod/Leben-Natur (vgl. C.P. Estes: Die Wolfsfrau). Mutig in die Hingabe zu gehen, gebiert neues Leben. Wie der natürliche Geburtsprozess und der Orgasmus, werden wir mit Lebenskraft belohnt, wenn wir alles loslassen. Uns fallen lassen. Öffnen. Geduld haben. Und bis es soweit ist bewusst atmen.

 

*Die Leere aushalten, wenn das Alte gegangen ist und das Neue noch nicht da ist.

Ich mag die Zeit der Leere, weil da so viel Raum ist. Ich mag es nicht eng. Manchmal fällt mir Leere aber auch schwer. Leere ist ein bisschen wie Langeweile für meine Tochter. Wenn ihr langweilig ist, sage ich: "Das ist okay, dass dir langweilig ist. Schau mal, was dir einfällt, worauf du gerade wirklich Lust hast. Du hast jetzt Zeit all das zu tun, das dir vor dem Schlafengehen einfällt und wofür dann die Zeit zu kurz wird." Genauso beruhige ich mein inneres Kind. 

 

* Beobachten, welche Türen sich um mich herum öffnen.

Manche Türen und Optionen haben sich schon in den vorigen Phase für mich gezeigt. Ich habe gelernt, in der Sterbephase und Leerephase keine großen Entscheidungen zu treffen. Keine großen Verpflichtungen einzugehen. Denn das Neue ist noch nicht da. Daher sind Entscheidungen jetzt noch nicht ratsam. Denn noch hängen wir im Alten. Oder haben den Kopf nicht frei für Neues. Oder sind einfach zu müde.

 

* Nur Türen durchschreiten, zu denen mein gesamtes Wesen JA sagt: Kopf & Herz & Körper.

Woher weiß ich, dass eine Tür für mich jetzt gerade die richtige ist? Woran erkenne ich ein JA?

 

Im Herz spüre ich Freude und Lebenslust.

In meinem Körper spüre ich Energie, Kraft, ich fühle mich munter und wach.

Mein Kopf sagt: "Interessant! Das klingt spannend. Das macht mich neugierig. Das will ich probieren." Ideen formen sich wie von selbst, wie ich das angehen könnte.

 

Für mich müssen alle drei Bereiche grünes Licht geben. Noch ein letzter Indikator: woran erkenne ich, dass meine Veränderung fürs erste abgeschlossen ist? Was andere zu meinen Entscheidungen sagen, ist mir nach einem wirklichen Transformationsprozess egal. 

 

Und wie geht es nun weiter? 

 

* Mich selbst beobachten, erkennen, wenn ich in alte Muster zurückfalle und dann wieder: 

Weniger von dem Tun, was mich unzufrieden, vielleicht sogar unglücklich macht, was mit Energie und Kraft nimmt...

 

Denn es ist eine Spirale. Aufwärts. Bewusst gesteuert. Von dir. Je mehr du in dir selbst bist, wie du WIRKLICH bist, desto weniger kann dich das Außen aus der Bahn werfen. Je mehr dieser Prozesse du durchschritten hast, desto selbstsicherer und mutiger bist du. Denn du kannst dir selbst vertrauen.

 

Mögest du den Mut in dir finden, dich selbst zu leben und mögest du stets von Menschen umgeben sein, die dich auf diesem Weg liebevoll begleiten.

 

Herzengrüße,

Sigrid 

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