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6 Dinge, die wir über Trauer wissen sollten

Trauer verstehen und trauern lassen I Welche Gefühle und Gedanken sind in der Trauer normal? Gefühle der Trauer können Angst machen. Was mir nach dem Tod unseres Kindes geholfen hat und Tipps für Tröstende und Helfende. Über Schlaflosigkeit, Sinnlosigkeit, Schuldgefühle, Partnerschaft sowie ein Ausblick, wie ich aus meinem Schmerz in eine neue Kraft gefunden habe. Denn nach dem Tod wird nichts mehr wie es davor war. Aber das Leben kann wieder gut werden.

 

Trauer ist ein gesunder Weg, um mit deinem Verlust umzugehen. Weil es aber so weh tut und wir in einem Ausnahmezustand sind, wird oft versucht den Prozess zu überspringen. Ich möchte dir mit meiner Geschichte die Angst nehmen, dich auf diesen Weg einzulassen. Es nicht zu tun, ist, als würdest du einen Staudamm bauen, der vielleicht Monate oder Jahre hält. Doch irgendwann bricht er. Unerwartet. Daher lade ich dich ein, dich auf dein Leben hier und jetzt einzulassen. Mit dem Leben zu fließen, die Erfahrungen zu machen, die dir das Leben gerade eröffnet. Um zu wachsen. Mutiger zu werden. Und auch wieder glücklich.

 

#1 Trauer ist extrem anstrengend

 

Normale Müdigkeit in der Trauer, oft gepaart mit Schlaflosigkeit oder Einschlafschwierigkeiten und unangenehmen Träumen, machen den Alltag sehr fordernd. Nach dem Tod meiner jüngeren Tochter konnte ich lange schlecht einschlafen oder lag nachts wach. Morgens ging der Tag doch wie gewohnt weiter, denn meine ältere Tochter ging in den Kindergarten und musste mittags wieder geholt werden.

 

Daher: Gönne dir viele, viele Auszeiten. 

 

Ich brauchte meine Auszeit am Vormittag. Einige Zeit Krankenstand können helfen, denn auch noch in der Arbeit überfordert zu sein, kann dich auch körperlich krank machen. Wenn dir der Arbeitsalltag allerdings hilft, weil du liebevolle Menschen um dich hast und dein Tag dadurch Struktur hat, dann ist dies der richtige Weg für dich. Ich lernte in dieser Zeit Holistic Pulsing kennen, eine Tiefenentspannungsmethode. Achtsame Massagen, Cranio-Sacral-Therapie, Shiatsu - um nur einige Möglichkeiten zu nennen - helfen dir zu entspannen. Sie berühren deinen Körper, Geist und deine Seele und du darfst dich umsorgt und getragen fühlen.

 

Hinweis für Helfende und Tröstende

 

Gib Trauerden Zeit und nimm ihnen etwas ab. Frisch gekochtes Essen oder Stressentlastung bei Terminen in der Arbeit wirkt Wunder. Probiere es aus, ohne vorher zu fragen. Trauernde wollen oft anderen nicht zur Last fallen. Biete es einfach an. Hier, schau, ich habe dir eine Suppe gekocht, sie ist sogar noch warm. Oder: Du kannst gern von daheim arbeiten, wir bekommen das schon hin. Du wirst an der Reaktion merken, ob es positiv aufgenommen wird. In dem meisten Fällen wird es so sein!

 

Für mich war es unerträglich 4 Monate nach der Geburt meiner Tochter wieder ins Büro zu gehen. Ich hatte 2 Jahre Babykarenz geplant, wollte diesmal so richtig in der Mutterrolle aufgehen, weil ich mir das bei meinem ersten Mädchen nicht gegönnt hatte. Nach dem Krankenstand durfte ich von daheim arbeiten und ging 3 Monate später in Bildungskarenz, um den leeren Raum mit Neuem zu füllen. Mein anderes „Baby“ war nun die TCM, in die ich mich für meine Zukunft vertiefte. Ich konnte einfach nicht genauso weitermachen wir davor. Denn ich hatte mich verändert. Damit kommen wir zum nächsten Punkt:

 

 

#2 Trauer verändert die Zeitwahrnehmung 

 

Die Tage und Nächte sind zäh, ich habe mich oft gewundert, dass es schon so spät ist. An die Decke starren. Gedanken laufen lassen. Plötzlich sind Stunden, Tage, ja Wochen und Monate um.

 

Daher: Sieh die Zeit als Ausnahmesituation und sei geduldig mit dir selbst.

 

Anfangs ist es genug, morgens aufzustehen, zu frühstücken. Zu kochen oder dich bekochen zu lassen. Irgendwann wird es wieder mehr, du wirst klarer. Es sind wieder mehr Ziele möglich. Menschen treffen. In die Arbeit gehen. Deine Arbeiten zeitgerecht erledigen. Irgendwann kommen wieder Ideen für Urlaube, für die Zukunft hinzu.

Ich weiß, wie genervt ich nach über einem Jahr der Trauer war, dass da noch immer so viel Nebel um mich war. Ja, ich arbeitete wieder, sogar effizient. Aber trotzdem war da kein Bild einer schönen Zukunft, wo ich hinwollte, die wirklich erstrebenswert war. Mein innerer Kompass wies mir die Richtung, der ich folgte, auch wenn ich das Licht am Ende des Tunnels nicht sah. Es war zermürbend, ich war so ungeduldig. Es war, als wäre ich eine Raupe im Kokon, aber noch nicht bereit zu schlüpfen.

In dieser Zeit ist es besonders wichtig, liebevoll mit dir selbst zu sein. Und Menschen um dich zu haben, die geduldig sind und nicht glauben, es besser zu wissen als deine innere Stimme.

 

Hinweis für Helfende/Tröstende

 

Sei für Trauernde da. Ruf mal an – aber sei bitte nicht böse, wenn sie es nicht schaffen sich zurück zu melden. Trauer kann komplett überfordern. Schreibe eine SMS wie: Ich denke an dich... Ich wünsche dir eine ruhige Nacht... Ich habe heute eine Sternschnuppe gesehen und an dich und … gedacht... Ich bin für dich da... Es ist okay, wenn du jetzt Zeit für dich brauchst und dich nicht zurück meldest – ich bin trotzdem da. Für Trauernde da zu sein, bedeutet viel Geduld zu haben. Und nicht nachtragend zu sein. 

 

 

#3 Trauer überrollt uns mit Gefühlen

 

Was Trauer für mich auch so anstrengend macht, ist dieses Gefühlsauf und -ab. Dieses Wirrwarr. Ich fühlte mich als hätte man mich allein in ein dunkles, mir vollkommen unbekanntes Labyrinth gesteckt, die Tür hinter mir verschlossen und den Schlüssel weggeworfen.

Und irgendwann kommt der Punkt, an dem du losgehen, weitergehen musst. Doch du weißt nie, was hinter der nächsten Kurve auf dich wartet. Es hat mich von einem Gefühl ins nächste Geschmissen – von traurig sein, nach wütend sein - auf mich, Gott und die Welt-, dann wieder Dankbarkeit, dass ich noch da sein darf, in Schuldgefühle – habe ich etwas falsch gemacht, dass mir so etwas passiert oder Hätte etwas ändern können? Und am Schlimmsten fand ich diese Ohnmacht, ohne Macht zu sein und einfach nichts mehr tun zu können, keinen Einfluss mehr nehmen zu können, denn die Würfel waren gefallen.

 

Daher: Bewege dich anfangs hauptsächlich in Kreisen und Orten, an denen du sein kannst, wie du bist - oder wo du jederzeit gehen oder dich zurückziehen kannst.

 

Als ich das erste Mal nach dem Begräbnis einkaufen ging, begann plötzlich Celine Dions „I´m alive“ aus den Lautsprechern zu dudeln. Mir blieb fast die Luft weg, unter Tränen habe ich schnell bezahlt und bin aus dem Geschäft geflohen. Wie konnte es sein, dass ich noch lebte? Lebte ich überhaupt oder funktionierte ich nicht nur irgendwie?

Solche Momente können Trauernden jederzeit, ohne Vorwarnung, begegnen. Und im Geschäft nicht zusammenzubrechen kostete viel Kraft. Ich wollte nicht gefragt werden, was los sei. Ich wollte nicht andere Menschen irritieren und verrückt wirken. Ich war doch „nur“ einkaufen.

 

Hinweis für Helfende und Tröstende

 

Manche Trauernden ziehen sich sehr zurück, weil sie ihre Gefühle nicht zeigen wollen – oder auch können. Leider ist Gefühle zu zeigen für viele Menschen noch mit Schwäche besetzt. Ich kenne auch die Angst, dass ich von Gefühlen übermannt werde und die Frage Was ist, wenn ich nie mehr aufhören kann zu weinen? Es gibt Menschen, die können gemeinsam weinen. Das kann sehr heilsam sein.

Manchmal ziehen sich Trauernde plötzlich zurück, weil irgendetwas Emotionen in ihnen aufgewühlt hat. Andere zeigen ihre Gefühle ganz klar. Es reicht die Trauernden ihre Gefühle ausdrücken zu lassen. Weniger Worte sind hier mehr. Kein Rationalisieren. Bitte kein: Schau, es gibt Menschen, denen geht es noch viel schlechter als dir. Und wichtig: wir dürfen auch auf Verstorbene wütend sein, von ihnen enttäuscht sein. Nur weil jemand stirbt, muss ich negative Erfahrungen mit diesem Menschen nicht vergessen. 

 

 

#4 Trauer hinterfragt Sinn und Sinnlosigkeit 

 

In der Trauer ändern sich Prioritäten. Was „davor“ wichtig war, kann plötzlich an Bedeutung verlieren. Ob es darum geht, Ordnung zu halten oder die Anforderungen deines Jobs optimal zu erfüllen. Weggehen, dich mit anderen Menschen treffen, kann uninteressant, ja sogar als anstrengend und belastend empfunden werden. Oder du willst nur raus und unter Leute, um Leben zu spüren.

Wozu das alles überhaupt? - diese Frage, kommt wohl in jeder Trauer einmal auf. Ich habe den Sinn des Lebens sehr stark hinterfragt. Den Sinn der Arbeit, die ich tue. Wie ich meine Lebenszeit verbringe – die ich noch habe, während sie meiner Tochter verwehrt war. 

Wenn in einer Beziehung beide Partner_innen gleich stark von der Trauer betroffen sind, kann es für die Partnerschaft sehr schwierig werden. Mein Mann und ich waren mehrmals an dem Punkt, an dem wir fast unsere Beziehung hingeschmissen hätten. Wir hatten einfach keine Kraft mehr. Weil uns zeitweise alles nur noch sinnlos erschein. Wozu all der Aufwand, das ständige sich wieder Aufrappeln? Wir hatten allerdings das Glück, dass diese Momente immer zeitverschoben waren: versank ich in der Sinnlosigkeit, weigerte er sich zu gehen und aufzugeben. Und umgekehrt.

 

Daher: Lass langsam Veränderung zu.

 

Manchmal kommt Veränderung von außen– vielleicht verändert sich die Lebenssituation und du musst umziehen. Einkommen kann sich ändern. Raumaufteilung im Haus. Ein leeres Zimmer oder Bett. 

Manchmal kommt Veränderung von innen– du suchst nach einem (neuen) Sinn des Lebens. Beziehungen und Freundschaften ändern sich oft. Alltagsgewohnheiten werden anders. Vielleicht muss ein neuer Job her. Oder du wendest dich von Gott ab oder ihm zu.

Du musst dich neu orientieren, denn du bist nicht mehr die Gleiche, wie davor. So fühlte ich mich. Werde ich immer die sein, der ein Baby gestorben ist? Werde ich mich irgendwann wieder „normal“ fühlen? Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Ja, ich bin wieder ich. Ein tieferes Ich. Mehr ich. Und ich fühle mich wieder gut. Ich bin sehr oft glücklich, manchmal noch traurig. Ich bin ich.

 

Hinweis für Helfende und Tröstende

 

Oft können wir bei Trauernden eine Verhaltensveränderung wahrnehmen. Bitte lass Trauernde ausprobieren, was ihnen guttut. Ich finde es wichtig, dass Trauernde trotzdem zum Ausgehen oder zu Feiern eingeladen werden, auch wenn sie vermutlich nicht kommen. Vielleicht ist erst die 4. Einladung die, die angenommen werden kann. 

Und noch ein paar Worte zum Ausgehen: Trauer kann sehr lärmempfindlich machen. Daher könnten laute Musik und Menschenmengen manchmal zu viel sein. So kann eine Party schnell wieder verlassen werden müssen, damit sich die Trauernde schützt. Aber natürlich gilt: es gibt keine Regel. Es heißt ausprobieren. Nicht jeder Tag ist gleich. Und schon gar nicht jeder Mensch.

 

Als das erste Weihnachten vor der Tür stand, könnten wir unserer Familie nicht sagen, wie wir feiern wollten. Denn mal ehrlich: wir wollten gar nicht feiern. Wir wollten, dass die Zeit vorbei ging, ohne uns zu sehr zu schmerzen. Zum Glück öffnete meine Schwester die Option, dass wir einfach kommen konnten, wenn es für uns passt. Unserer damals 4-jährigen zuliebe, fand schließlich doch eine Familienfeier statt. Es tat gut, dass wir nicht daheim waren. Und unsere Tochter erlebte die Normalität des Festes im Familienkreis.

 

 

#5 Trauer macht besondere Tage besonders emotional

 

Es gibt ja nicht nur Weihnachten, sondern ganz besonders auch Geburtstage und nach dem Tod auch Sterbetage. Diese Tage tun weh – ob ich nun versuche ihnen Beachtung zu schenken oder nicht. Meinen ersten Geburtstag nach dem Todestag unserer Tochter, habe ich viel geweint. Es war erst ein Monat vergangen und ich versuchte irgendwie weiter zu machen. Zum Glück rief mich eine Freundin an, mit der ich vor vielen Jahren die Ausbildung zur Lebensberaterin gemacht hatte. Ich weinte ins Telefon und sie war einfach nur da. Den Rest des Tages schlief ich viel, weil ich tief erschöpft war.

Die Geburts- und Sterbetage unseres Sternenkindes versuche ich für unsere Erdentochter achtsam zu gestalten. Oft backen wir Sternenkekse, manchmal fahren wir zum Baum, an dem ihre Urne begraben wurde. Wir besprechen gemeinsam, was für jeden von uns in der engen Familie gerade passt. Doch mein Fokus liegt hier stehst auf dem jüngsten Mitglied der Familie.

 

Daher: mach an diesem Tag Sachen, mit denen du dich möglichst sicher.

 

Vielleicht ist es ein Grabbesuch. Vielleicht das Ansehen von Fotos. Ich habe mir in den letzten Jahren oft eine Semmel mit Butter und Honig im Andenken gemacht – denn das war mein Frühstück am Tag ihrer Geburt. Vielleicht magst du die Lieblingsspeise oder das Lieblingsgetränk der verstorbenen Person machen. Vielleicht magst du eine Kerze entzünden.

 

Hinweis für Helfende und Tröstende

 

Die Patentante meines Sternenkindes ist der größte Schatz. Sie sendet uns bisher zu jedem wichtigen Tag eine Aufmerksamkeit. Die ersten selbstgebackenen Sternenkekse kamen von ihr – sie hat unsere Tradition begründet. Auch das Foto einer anzündeten Kerze, das ich zugesandt bekomme, hilft. Denn an diesen Tag ist wohl niemand gern allein.

Ich glaube nicht, dass du Angst haben musst, dass du etwas aufwühlst, weil du deine Anteilnahme zeigst. Es ist schmerzlicher an diesen Tagen einsam zu sein. Und wenn du unsicher bist, frage einfach, wie du am besten unterstützen kannst.

 

 

#6 Trauer braucht Zuhörende

 

Über Erlebtes zu sprechen hilft uns, Gedanken und Gefühle zu ordnen. Es unterstützt uns Erfahrungen zu verarbeiten. Es hilft uns, unser Leben, unsere Biografie zu verstehen und uns selbst zu sortieren. Magst du mir über deine Tochter erzählen? Diese einfache Frage meiner Freundin am Telefon damals war so heilsam. Und so mutig von ihr. 

 

Daher: Umgib dich mit Menschen, die dir WIRKLICH zuhören.

 

Meine Herzensfreundinnen waren alle für mich da. Oberflächliches Fortgehen mit Smalltalk ging kaum mehr. Ich besuchte vorrangig kleine Frauengruppen, in der ich so sein konnte, wie ich gerade war. Ich ließ mich auch einige Einheiten psychologisch Begleiten, um Glaubenssätze, die mich am Wieder-Heil-Werden hinderten, umzuformulieren. Mein Mann und ich überlegten auch, ob wir ein komplett neues Leben anfangen sollten. Wir fassten Neuseeland ins Auge, recherchierten, ließen unsere Gedanken wandern. Mein psychologischer Begleiter ließ sich auch auf diese Gedanken ein, ohne sie als Weglaufen-Wollen zu markieren. Es tat gut, den Mut zu haben, aus alten Mustern ausbrechen zu können – wenn auch nur gedanklich. Denn wie man sieht, sind wir hier in Linz geblieben.

 

Hinweis für Helfende und Tröstende

 

Lass Trauernde einfach erzählen. Du wirst sehen, dass es kaum Worte von dir braucht. Sei nur da und höre zu. Ich würde dir so gerne helfen, weiß aber nicht wie. Bitte sag mir, was für dich passt oder wenn dir das, was ich tue, zu viel wird. Auch die Frage öffnet Türen: Wie fühlst du dich jetzt gerade? Vielleicht passt es manchmal, deine eigenen Erfahrungen mit Trauer zu erzählen. Oft reicht es zuzuhören. Wenn Trauernde wissen wollen, wie du einen Verlust betrauert hast, fragen sie dich. 

 

Noch einige Sätze, die Trauernden weh tun können und du bitte vermeiden solltest:

 

Du bist noch jung, du kannst noch weitere Kinder bekommen. Nein, ich will kein anderes Kind – ich will dieses Kind.

Du musst dich zusammenreißen, das Leben geht weiter. Nein, ich muss heilen, damit mein Leben weitergehen kann.

Ich weiß, wie es dir geht. Nein, jede Trauer ist individuell, auch wenn du vielleicht Ähnliches erlebt hast.

 

Solche rationalen Gedanken hatte ich in der Trauer ohnehin im Kopf. Aber nicht der Kopf braucht Hilfe, sondern das gebrochene Herz. Solche Aussagen können die Beziehung zwischen dir und der trauernden Person schwer belasten oder sogar eure Beziehung beenden. Manche Trauernde sind so verletzt und verloren, dass sie sich gegen alles, was noch mehr wehtut schützen müssen, um zu emotional zu überleben. 

 

 

Mein Ausblick auf neue Wege nach meinem schmerzlichen Verlust

 

So schwierig der Tod unserer jüngeren Tochter auch war – für mich hat sich vieles zum Guten verändert. Ich wurde mutiger. Achte nun weniger darauf, was andere sagen. Ich befrage zuerst mein Herz, erst dann plane ich den Weg mit meinem Verstand. So entschied ich mich zur Zusatzausbildung als Energetikerin, die ich lange für mich wegrationalisiert hatte. Ich fand zur TCM und Holistic Pulsing – was beides für mich eine unglaubliche Hilfe in meiner Trauer darstellte, weil es Emotionen ins Fließen bringt und dadurch den Heilprozess vorantreibt.

 

Ich mietete mich in der Sternpraxis ein. Jahrelang war ich an der Praxisgemeinschaft vorbeigegangen und hatte mir gewünscht, es gäbe darin Platz für mich. In einer schlaflosen Trauernacht fand mich das Inserat. Eine Woche später hatte ich den Mietvertrag unterschrieben. Auch wenn ich die erste Zeit sehr wenig arbeitete, war es mein Lichtblick in eine helle Zukunft.

 

Meine Prioritäten veränderten sich in Richtung Spaß haben. Am Urfahranermarkt habe ich nach dem Tod unserer Kleinsten viel Geld mit meiner älteren Tochter gelassen, statt vorher ein Budget festzulegen, an das wir uns halten würden – wir haben alles ausprobiert, worauf wir Lust hatten, auch mehrmals und haben und mit Langos, Zuckerwatte und Schokofrüchten den Bauch vollgeschlagen. Im Sommer sind wir quietschend mit der Sommerrodelbahn gefahren, bis wir nicht mehr konnten. Weniger WHAT IF, mehr SO WHAT? Auszeiten sind mir ebenfalls wichtiger geworden. Genauso wie den Kontakt zu lieben Menschen regelmäßiger zu pflegen – mir einfach mehr Zeit dafür zu nehmen.

 

Meine Beziehungen und Freundschaften, die diese Zeit überstanden haben, sind ehrlich und tief. Ich bin unglaublich dankbar für so viele wundervolle Menschen, die immer wieder mein Leben berühren und bereichern. Und mache es mir zum Ziel, Menschen mit ähnlichen Schicksalen zu begleiten. Auf ihrer Reise durch die Trauer. In eine neue Kraft. Eine neue Art zu leben. Denn nach dem Tod wird nichts mehr wie es davor war. 

Aber das Leben kann wieder gut werden. 

Wirklich gut.

 

Von Herzen,

Sigrid 

 

 

Du hast Erfahrungen, die du mit anderen Trauernden oder Tröstenden teilen möchtest? Was hat dich am besten unterstützt? Was möchtest du Tröstenden wichtiges mitgeben? Hinterlasse gerne ein Kommentar!

 

Aktuelle Termine für den Austausch von Sternenkind-Mamas findest du hier.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    bettina stephanie sohler (Dienstag, 01 Dezember 2020 15:30)

    Liebe Sigrid!

    Ich liebe es, deinen Worten zu lauschen...auch wenn ich sie selbst lesen, kann ich deinen angenehme und ruhige Stimme dadurch hören.
    Danke für das Teilen dieser Gefühle, der Denkansätze, die Trauernden helfen und für deine offene, mutige EHRLICHKEIT.

    Mich berührt eure Geschichte tief im Herzen und ich bin mir sicher, dass LARA, die Sternschnuppe, auch besonders in der dunklen, kalten und nebligen Zeit eure Wege erhellen, eure Stuben mit Erinnerungen und Dank füllen und euch leiten und begleiten möchte.